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Mittwoch:
Apostelgeschichte 12,1-11
Für unser Verständnis hätte Lukas sich vorsichtiger ausdrücken sollen. So scheint es, als seien
„die Juden“ schuld am Leiden „der Christen“ gewesen. Aber auch „die Christen“ waren Juden
und „die Juden“ konnten sich nur so benehmen, weil „die Römer“ ihnen die Macht dazu gaben.
Zu schaffen macht überdies an diesem Text, dass die Ermordung des Jakobus nur beiläufig
erwähnt wird, auf dem Weg zur „eigentlichen“ Geschichte von Petrus. Jakobus war wie Petrus einer der 12 Apostel.
Um dem Text gerecht zu werden, sollten wird darüber nicht hinweggehen.
Die Wege Gottes mit den Glaubenden können in wunderbare Rettungen münden
können oder eben auch nicht. Haben oder hätten sie für Jakobus weniger gebetet als für Petrus?
Wohl kaum - oder besser: hoffentlich nicht. Denn er wird ihnen ja hoffentlich
nicht weniger als Petrus bedeutet haben. Somit ist der Text auch falsch verstanden,
wenn er als Beweis dafür funktionieren soll, dass man mit Beten „Gottes Arm bewegen“
kann: Je mehr und intensiver das Gebet, desto größer das Wunder. Was wir aber
herauslesen können ist, dass Gott Grenzen setzt und dass er diese Grenzsetzungen
mit guten Plänen verbindet. Jakobus konnte abtreten, sein Werk war erfüllt.
Petrus hat seines noch vor sich. Darum muss er am Leben bleiben. Dagegen kann
keine Macht etwas tun.
Und wenn man so will: Selbst der Tod nicht. Die Geschichte ähnelt ja sehr den
Auferstehungsberichten. Dort fliegt der Stein von der Tür, hier reißen die Ketten.
Petrus ist schon so gut wie tot, was er erlebt, ist darum auch so gut wie eine
Totenauferweckung. Und das können wir Lukas nun auch zugute halten, wenn er
nicht näher auf Jakobus’ Ermordung eingeht: Jakobus ist durch das Schattentor
des Todes bereits ans Ziel gelangt. Petrus steht noch ein längerer Leidensweg
bevor.
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