9. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die anvertrauten Gaben
Wochenspruch: „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern.“ Lukas 12,48



Donnerstag: Matthäus 13,44-46

Die Werte, von denen Jesus spricht, stellen alle anderen Werte in den Schatten. Das „Himmelreich“ ist jenseitig. Als solches kann es nicht beschrieben werden. Es ist und bleibt Mysterium. Es ist nicht hier und es ist nicht da, sondern es ist „in euch“ (griech. entos hymin; Lk 17,21). Das meint beides: Das Herz des Einzelnen und das Herz der zwischenmenschlichen Beziehung. Das Himmelreich ist der Geist Gottes in uns und zwischen uns. Das Himmelreich ist der Geist der Liebe. In der Liebe erfüllt sich unser Menschsein ganz. Alles, was nicht Liebe ist in uns und zwischen uns, hat nur relativen Wert in Bezug auf die Liebe. Wenn es der Liebe sogar im Weg steht, wird das Herz eng und krank dadurch. Alles, was nicht im Dienst der Liebe steht, schadet dem Leben, engt die Menschlichkeit ein, tut ihr Gewalt, hemmt und mordet sie. Es kommt alles darauf an, vom Mysterium der Liebe berührt zu sein, es „zu schmecken und zu sehen“, seinen Wert zu entdecken, zu kosten. Wenn nicht die Faszination der Liebe uns ganz und gar in Beschlag nehmen kann, leben wir am Leben vorbei. Wo das Himmelreich ist, da ist die Liebe, und wo die Liebe ist, da ist das Leben. Darin liegt die Berufung: Die köstlichste Perle zu suchen und zu finden - das Geheimnis der Liebe. Beides, Suchen und Finden, fordert mein ungeteiltes Herz.

Der Mensch im ersten Gleichnis entdeckt den Schatz zufällig, der Mensch im zweiten hatte eine Idee davon und suchte danach. Beides ist eins: Selbst suchen und finden und von Gott gesucht und gefunden werden. Wer sucht, der findet. Dass er finden kann, ist gnädiges Geschenk. Meiner ungeteilten Aktivität des Suchens entspricht Gottes ganzes Entgegenkommen und umgekehrt.

Alle kreativen Entdeckungen in Kunst und Wissenschaft verlaufen nach diesem Muster. Sie ereignen sich zufällig, als Geschenk, sie treten völlig frei ins Bewusstsein, aber sie ereignen sich nur in einem Menschen, der das auch mit ungeteiltem Herzen will. Und alle diese kreativen Entdeckungen dienen als solche der Menschlichkeit. Wenn sie missbraucht werden, liegt es nicht in ihrer Natur. Kreativität kann nur Gutes entdecken. Böses entsteht immer und nur aus dem Missbrauch des bereits vorhandenen Guten. Böses ist niemals kreativ.



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