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Donnerstag:
Lukas 14,25-33
Diese Sätze sind wieder einmal sehr provokativ. Darum schließt Jesus sie mit seiner typischen
Aufforderung ab: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (V35). Das heißt zunächst einmal, diesen
Worten standzuhalten. Und standhalten heißt, sie nicht gleich zurechtzuinterpretieren, wie
ich es haben möchte, sondern sie wirken, sie wirklich ankommen zu lassen.
Kernsatz dieses Abschnitts ist folgender: „Jeder unter euch, der sich nicht lossagt
von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.“ Es geht um die Alternative
zwischen dem Daseinsmodus des Habens und dem des Seins. Es geht um Gebundenheit
oder Freiheit. Jesus äußert sich hier genauso radikal wie in Kapitel neun desselben
Evangeliums: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, ist nicht geeignet
für das Reich Gottes“ (9,62). Hier wie dort behandelt er dasselbe Thema. Tatsache
ist: Man kann nicht zugleich gebunden und frei sein. Es kommt darauf an, wo
unser Herz ist: „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Mt 6,21).
Lasse ich mich vom Sorgengeist beherrschen oder nicht? Regiert mich die
Habsucht oder nicht?
Nur unter diesem Blickwinkel ist auch das „Hassen“ zu verstehen. Es meint hier
überhaupt nicht emotionale Feindschaft oder sonst irgendeine Form der aggressiven
Abgrenzung, sondern es geht schlicht um die Frage der Prioritäten: Keine
Beziehungsangelegenheit, die in Abhängigkeiten führt, tut dem Einzelnen und
der Gemeinschaft gut. Die Freiheit ist das Kriterium, das Jesus hier wieder
so stark herauskehrt.
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