1. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Fundament des Glaubens
Wochenspruch: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.“ Lukas 10,16



Mittwoch: Jeremia 23,16-29

„Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ Fern davon, Unrecht zu tun, fern davon, unbarmherzig zu sein, fern von aller Lieblosigkeit, fern auch davon, Unrecht, Unbarmherzigkeit und Lieblosigkeit gut zu heißen. Das tun die falschen Propheten. Ihr Kennzeichen ist die Bestätigung von Unrechtssystemen.

Die falsche Prophetie ist selten ketzerisch. Mit Vorliebe tritt sie als Verfechterin systemkonformer, orthodoxer und fundamentalistischer Positionen auf. Generell stärkt sie ungerechte Mächtige. Wahre Prophetie hingegen hat den Klang des Magnifikats: Ihr Thema ist die Erhöhung der Erniedrigten.

Unrechtssyteme sind Lügensysteme. Wahrheiten sind ihnen unangenehm. Sie huldigen dem Schein. Falsche Prophetie stabilisert Lügensysteme jeder Art. Sie verbreitet Sophismen (vgl. Text gestern): Scheinwahrheiten, die Eindruck machen, die aber nicht stimmen; das Unstimmige wird rhetorisch übertüncht. Die falschen Propheten der Unrechtssysteme pflegen eine falsche Bescheidenheit: Qualität interessiert sie nicht, sie begnügen sich mit dem Schein von Qualität. Sie brüsten sich damit, das sei Weisheit und Freiheit, denn Qualität sei ohnehin immer nur eine Frage der Definition dessen, der die Macht hat, sie zu bestimmen. Je nach System bestimmen die falschen Propheten das, was als Qualität und Wahrheit gelten soll, nach dem Urteil der Diktatoren oder nach dem Urteil der Masse. Am glücklichsten sind sie, wenn Masse und Diktator dasselbe behaupten. Das nennen sie Fortschritt. Gott ist fern davon.



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