Sexagesimä
Leitmotiv: Was Gottes Wort bewirkt
Wochenspruch: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ Hebräer 3,15



Inhaltliche Zusammenfassung

Gott redet nicht nur unter bestimmten Umständen zu uns und auf bestimmte Weisen, sondern unter allen Umständen und auf jede Weise. Unser Problem damit ist nicht die Undeutlichkeit seines Redens oder die Unfähigkeit unseres Hörens, sondern die Unwilligkeit das Ungewohnte des Hin-Hörens (Wochenspruch Hb 3,15).

Das Hören auf Gottes Reden verdichtet sich im Hören auf das Wort der Bibel. Erschwert oder gar verhindert wird dieses Hören, wenn in einem Menschen Böses, Oberflächlichkeit oder Sorge dominiert (Evangelium Lk 8,4-15).

Der Bezug des Redens Gottes zu allem Geschaffenen ist sein Wesen, „Logos“ zu sein: Die logische Grundstruktur aller Schöpfung, die man auch als verwirk-lichte Gedanken Gottes bezeichnen könnte, und darin der wahre Sinn (Hb 4,12f).

Gottes Reden in menschliche Konzepte zwängen zu können, ist die große Versuchung der Theologie, der sie allzu oft erlegen ist. Die Erzählung vom Sündenfall weist darauf hin, dass diese Art der Theologie sogar am Beginn der Entfremdung des Menschen von Gott steht: Der Dialog zwischen Schlange und Mensch ist ein rein theologisches Gespräch mit dem Ziel, das bereits empfangene Reden Gottes „noch besser“ zu verstehen. Gesunde Theologie versucht nicht, das Denken, Reden und Handeln Gottes in den Griff zu bekommen. Sie ist demütig (Mk 4,26-29).

Was Gott uns sagt, geht uns oft ganz gegen den Strich. Das brauchen wir aber, um wahren Sinn zu finden und das Ziel unseres Lebens zu erreichen. Leben lernen wir nur, wenn wir Sterben lernen. Dieser Lernprozess ist Krise. Der Glaube ist davon nicht ausgenommen, sondern Kernpunkt dieses Leidens (2Kor 11,18-12,10).

Gott geht menschlich mit uns um, aber von der göttlichen Warte her. Sein Gedanken sind höher als unsere. Darum können wir sein Denken und Handeln nur so weit verstehen, wie es sich unserem menschlichen Verstand nachvollziehbar mitteilt. Das Verbindende der verschiedenen Wesensarten Gottes und des Menschen ist die Liebe (Jes 55,6-13).

Gottes Reden gibt auf mancherlei Weise die Richtung an, nur selten erscheint es als eindeutiger Befehl zu einer konkreten Handlung. Darum klärt und modifiziert sich auch unsere Zielperspektive, wenn wir uns in dieser Richtung bewegen. Starre Zielvorstellungen stehen uns dabei ebenso im Weg wie dogmatisch festgelegte Schemata vom „richtigen“ Glauben (Apg 16,9-15).

Vorschläge zur Vertiefung
  • Meditieren Sie das Reden Gottes. Wie erfahren Sie es?
  • Die Wegweisung Gottes verdichtet sich dort, wo wir Mut brauchen, um voranzukommen. Wo wir Mut brauchen, teilt uns die Angst mit. Wovor fürchten Sie sich? Wie sieht der Mut aus, den Sie an dieser Stelle benötigen? Was verändert sich an dieser Stelle, wenn Sie mutig sind?
  • Wie erfahren Sie Gottes Reden durch die Bibel? Wofür sind Sie in dieser Hinsicht dankbar? Was wollen Sie verändern?



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020