|
Sonntag:
Matthäus 25,1-13
Evangelium
Um das Öl dreht sich alles in dieser Geschichte. Um den Treibstoff des Lebens sozusagen.
Die Flamme braucht das Öl. Der Glaube braucht eine Substanz in uns, von der sich sein
Feuer nähren kann. Das Öl ist etwas ganz Eigenes, man kann es nicht teilen; jeder muss
selbst für sein Öl sorgen. Das Öl ist die Bereitschaft des Herzens: Achtsamkeit. Das Öl
ist die entschlossene Ausrichtung auf das Kommen Gottes. Es ist die Motivationskraft
des Entgegengehens auf sein Kommen zu. Das Öl ist, mit Bonhoeffer gesprochen, Wegbereitung,
die Flamme ist Erfüllung.
Das Öl ist die Kraft des langen Wartens, die Kraft der Geduld. Wieder geht es um
die Unterscheidung von tiefem echtem, und unechtem, oberflächlichem Glauben. Die
Flamme des echten Glaubens leuchtet erst da richtig auf, wo dem unechten die
Geduld längst ausgegangen ist. Denn der unechte Glaube ist Menschenwerk, während
der echte, tiefe Glaube von Gott gerade dort entzündet wird, wo nichts mehr zu
hoffen und zu glauben ist. Das ist der Glaube ohne Schauen und die Hoffnung,
die nicht sieht.
Wie im Wochenspruch findet sich auch in dieser Geschichte die Grundstruktur des
Verhältnisses von Glaube und Werk. Glaube und Werk sind unvermischbar, aber auch
untrennbar, wiewohl auch das Werk, wenn es dem Glauben dient und ihn fördert,
wenn es ihn gewissermaßen trägt, wie der Glaube selbst seinem Ursprung nach
Mysterium bleibt: Wir finden uns vor als achtsam Wartende; warum wir unser Öl
bewahren, während andere sich zerstreuen, wissen wir nicht. Wir wollen es.
Unser Herz will es. Wir folgen unserem Herzen. Dass unser Herz es will, können
wir nicht begründen.
Wir sind mit dem Warten ebenso überfordert wie die Ungeduldigen, Unachtsamen.
Wir warten lang, „bis Mitternacht“. Aber irgendwann wird die Enttäuschung zu
groß. Was ist, wenn Gott gar nicht kommt? Kommt er erst, wenn wir gestorben sind?
Mag das sein Weg sein, uns zu prüfen? Auf diese bange Frage finden wir keine
Antwort. Äußerlich sind die unachtsamen religiösen Menschen, die Gott nicht
kennen, nicht unbedingt von den Achtsamen zu unterscheiden. Beider Flamme
brennt, solange ihr Vertrauen Bestätigung erfährt und ihre Hoffnung Erfüllung.
Und die Flamme erlischt, wenn allzu lang beides fehlt. Aber der echte Glaube
glimmt dann weiter und es fehlt nicht an Öl, damit er wieder brennen wird,
heller als zuvor, in wahrer Freude, wahrem Trost, wenn Gottes Zeit gekommen
ist.
|
|