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Freitag:
2. Petrus 3,3-18
In der Tat kann es sein, dass die dünne Schale des Feuerballs, auf dem wir leben, irgendwann
einmal platzt und dass es dann aus ist mit dem Leben auf der Erde. Der Text spricht davon
aber als von einer Tatsache und er bringt sie in Bezug zur Sintflut: Beides geschehe, um
die Gottlosen zu vernichten. Der Autor des Textes erwartet das wie viele andere Christen
seiner Zeit eigentlich schon sehr bald und deutet darum den Zweifel mancher, ob die
zeitgenössischen Vorstellungen der Apokalypse zutreffen, als irreführenden „Spott“.
Anscheinend argumentierten die „Spötter“ auch mit „schwer verstehbaren“ Stellen aus
den Paulusbriefen; in Wirklichkeit, so der Autor, lehre Paulus aber genau dasselbe wie er.
Er sucht nach einer Erklärung, warum die Wiederkunft des Herrn immer noch nicht
stattgefunden habe, und findet sie in Gottes Geduld. Gott habe keine Freude am
Verdammen, er wolle viel lieber die Menschen retten. Zu retten sind sowohl
Gottlose als Christen, die ersten, um nicht ewig verdammt zu werden, die zweiten,
um in der apokalyptischen „Drangsalshitze“ standzuhalten. Eindrindlich mahnt der
Autor zu „Unbeflecktheit“ und „Untadeligkeit“: „wie müsst ihr dann dastehen in
heiligem Wandel und frommem Wesen“. Das legt nahe, dass auch die Geretteten
ihrer letztendlichen Rettung nicht wirklich sicher sein können - als sei
sie nur garantiert, wenn sie makellos bleiben.
Vielleicht ist das alles noch schwerer zu verstehen als manches in den Paulusbriefen.
Ob Petrus wirklich so dachte, darf auch, ganz ohne Spott, vorsichtig bezweifelt
werden. Es gibt im neutestamentlichen Schriftgut eben doch Stücke, die in Spannung
zur frohen Botschaft stehen und schon ziemlich stark nach Frühkatholizismus
klingen. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass sich die Theologie des
Urchristentums erschreckend schnell gewandelt hat. Wir hätten es gern, dass
unsere Heilige Schrift, der Kanon des Neuen Testaments, davon unangetastet
geblieben sein möge. Aber was zum Neuen Testament gehören soll und was nicht,
wurde erst festgelegt, als der Frühkatholizismus schon in voller Blüte war.
Dennoch zu behaupten, der Heilige Geist habe in aller Klarheit da hinein
gesprochen und festgelegt, was in der Bibel heiliges Gotteswort sein
solle und was nicht, ist ziemlich gewagt, gewagter jedenfalls als das,
was der Autor dieses Textes den „Spöttern“ vorwirft, an denen er kein
gutes Haar lässt - den ersten Ketzern?
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