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Donnerstag:
Jeremia 8,4-7
Man muss zum rechten Verständnis des Textes noch den achten Vers hinzunehmen: „Wie könnt
ihr sagen: ‘Wir sind weise und haben das Gesetz des Herrn bei uns’? Ist’s doch lauter
Lüge, was die Schreiber daraus machen.“ Daraus ist ersichtlich, dass Jeremia hier eine
ganz bestimmte Form der Irrationalität reflektiert, nämlich die religiöse. Sie zeigt
sich in der Unnatürlichkeit. Es ist naturgemäß, dass ein Lebewesen nach der rechten
Orientierung sucht und, nachdem es sie einmal verloren hat, sich befreit aufschwingt,
wenn es sie wieder findet. Aber der religiöse Wahn ignoriert die Natur zugunsten
absurder Anschauungen und Normen, die dem Einzelnen wie der Gemeinschaft nur schaden.
Er baut dogmatische Gefängnisse, in die sich jeder so genannte „Gläubige“ zu fügen hat,
um nicht unter Androhung von Höllenstrafen aus der heiligen Gemeinschaft entfernt
zu werden. Die Angst regiert. Angst lähmt die Vernünftigkeit und lässt das
Nächstliegende, das schlicht Natürliche, nicht mehr erkennen, mithin auch
den Nächstliegenden am Wegrand.
Der dogmatische Kerker ist ein Wahn, weil er nur eingebildet ist. Diese
Gefängniszellen haben keine Riegel. Die Türen sind auf. Nur die Macht
des Dogmas, der autoritäre Anspruch festgeschriebener Gesetzlichkeiten,
weist in die Schranken der religiösen Unnatur. Jeder, der den Mut findet,
kann einfach hinausspazieren. Kein Blitzstrahl göttlichen Zorns wird ihn
treffen, nur der Bannstrahl der religiösen Fanatiker, denen er sich nicht
mehr beugt. Der allerdings kann, wie das Beispiel Jeremias eindringlich
zeigt, heftig sein.
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