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Drittletzter Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Reich Gottes
Wochenspruch: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade,
siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“
2. Korinther 6,2 |
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Inhaltliche Zusammenfassung
Das zugesagte „Jetzt“ der bedingungslosen Akzeptanz und der vorbehaltlosen Zuwendung
Gottes erlaubt uns nicht, selbst irgendwelche Bedingungen und Vorbehalte für „Rechtfertigung“
und „Gnade“ zu definieren. Jeder Mensch ist zu jeden Zeitpunkt und unter jedem Umstand
von Gott gleichermaßen geliebt und darum Gott gleichermaßen nah und darum entscheidet es
sich auch für jeden Menschen im Hier und Jetzt, ob er diese vorhandene Beziehung durch
Vertrauen aktiviert oder sich ihr durch Misstrauen verschließt. Es gibt keine Alternative
zum Vertrauen, was auch immer uns widerfahren mag (Wochenspruch 2Kor 6,2).
Wenn das Reich Gottes kommt, wird die Menschheit endlich menschlich. Es wird wahrer Friede
in Freiheit herrschen. Das bahnt sich an. Die Liebe ist die treibende Kraft, die durch
alle schweren Menschheitskrisen hindurch unüberwindbar stark verändernd wirksam ist,
heilend, erneuernd, ermutigend. Sie sorgt dafür, dass wir aus unsern Fehlern lernen.
Diese Veränderungen sind wahrnehmbar, aber nicht in äußeren Zeichen, sondern in der
Bewegung des Herzens. Sie werden aber auch nach außen hin offenbar, wenn die Zeit
dazu reif ist (Evangelium Lk 17,20-30).
Paulinische Theologie unterscheidet zwischen drei Seinsweisen des Menschen: dem äußeren
und inneren Menschen und der Innewohnung Christi durch den Glauben. Sie sind einander
hierarchisch zugeordnet: Christus bestimmt den inneren Menschen und der innere Mensch
bestimmt den äußeren. Christus in uns ist die Macht der Liebe. Gottes Reich ist da,
wo die Liebe regiert (Rö 14,7-9).
Die Liebe ist das ethisch Gute. Darum ist das Kommen des Reiches Gottes die Überwindung
des Bösen in der Welt, der siegreiche Kampf des Guten gegen das Böse. Das rein Böse kann
in sich nur ohne Zwiespalt sein, weil jeder Zwiespalt bedeuten würde, dass es noch
irgendeinen Rest des Guten in ihm gibt. Die Dynamik des Bösen ist immer darauf ausgerichtet,
diesen Rest völlig zu vernichten. Alles Böse ist darum totalitär und jeder Totalitarismus
entfaltet dadurch seine Macht, dass sich das Böse weitestgehend durchsetzt. Kein Mensch
ist aber böse an sich, denn er wäre sonst nicht Mensch, sondern Teufel. Die Liebe sucht
das versklavte und verschüttete Gute in ihm, um es zu stärken, damit er dem Diktat des
Bösen widerstehen und es in sich selbst überwinden kann (Lk 11,14-23).
Das Reich Gottes kann auf Wegen kommen, die uns nicht nur völlig unverständlich bleiben,
sondern auch alles durchkreuzen, was wir wünschen und erwarten. Dann drängt sich machtvoll
die Überzeugung auf, dass die Vorstellung des vertrauenswürdigen, liebevollen und
barmherzigen Gottes ein Trugbild ist. Alle Erklärungen schlagen fehl; es bleibt nur
die eine vernünftige Wahl, das Absurde zu akzeptieren: Ich vermag es nicht zu beurteilen,
denn ich verstehe es nicht (Hiob 14,1-6).
Wenn das Reich Gottes in der Dunkelheit kommt, verhüllt in Absurdität, dann steht über
diesen Wegen doch die Verheißung, dass es sich lohnt, unbeirrt an der unsichtbaren
Treue Gottes festzuhalten. Wenn auch alles dagegen spricht, ist er dennoch da und
wendet sich uns ganz persönlich und mit ungeteiltem Erbarmen zu. Es ist nur eine
kurze Zeit, die wir als Gottverlassenheit empfinden, danach werden wir getröstet
sein. Der Trost ist schon da, er muss sich nur noch offenbaren (Lk 18,1-11).
Die Erfahrung der Dunkelheit verführt dazu, sich selbst zu verfinstern. Wer Gott leugnet,
bildet sich ein, dadurch dem Schmerz der absurden Erfahrung zu entgehen: Ich habe das Leben
bejaht, ich habe vertraut, an seinem guten Sinn geglaubt, aber es gibt diesen Sinn nicht
und das Leben ist gegen mich. Ich bin betrogen und muss wiederum das Leben selbst
betrügen und bestehlen, um etwas davon zu haben. Aber die Kraft des Glaubens in
uns, die nicht unsere eigene ist, lässt uns das Unerträgliche ertragen. Wir meiden
die absurde Erfahrung nicht. Wir sind und bleiben im Licht (1Thess 5,1-11).
Vorschläge zur Vertiefung
- Jesus sagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“. Man kann auch „in euch“ übersetzen.
Was ist für Sie,
konkret und persönlich, „Reich Gottes“?
- Wie sieht Ihre persönliche Vorstellung von der Zukunft aus, wenn Gottes Reich in der Welt
zum Ziel gekommen sein wird?
- Worin erkennen Sie die Widerstände gegen das Kommen des Reiches Gottes und worin die
Zeichen der Hoffnung,
dass es sich durchsetzt?
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