Drittletzter Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Reich Gottes
Wochenspruch: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“ 2. Korinther 6,2




Predigt
zum Text
Dienstag: Lukas 11,14-23

Wenn das Böse mit sich selbst uneins ist, dann ist es nicht mehr böse. Denn böse ist nur das rein Böse. Die Uneinigkeit ist der ethische Konflikt. Das rein Böse kennt keinen ethischen Konflikt. Wenn etwa der Oberteufel einen Unterteufel austreiben sollte, dann könnte das nur seinen Grund darin haben, dass der Unterteufel nicht böse genug ist. Er wäre dann ein „armer Teufel“, dem das Böse nicht recht gelingen mag. Aber arme Teufel sind nicht wirklich böse.

Das Böse ist grundsätzlich totalitär. Es duldet kein weniger Böses neben sich. Auch umgekehrt gilt: Das Totalitäre ist grundsätzlich böse. Es ist, als Böses, gekennzeichnet durch den zwingenden Prozess der Vereinheitlichung unter das vorherrschende reine Böse in einem System, indem es einerseits völlige Konformität mit sich selbst durchsetzt und andererseits jeglichen Widerstand des Nicht-Bösen durch Lebensbedrohung zum Schweigen bringt und schließlich, falls doch ein Rest verbleiben würde, vernichtet. In der Bibel wird die völlige Konformität des Einzelnen mit dem Bösen als Besessenheit bezeichnet. Es ist symptomatisch, dass die Angstherrschaft des Bösen unter anderem Stummheit hervorbringt.

Nicht exorzistische Rituale treiben das Böse aus, sondern allein das Gute. Das Böse regiert durch die Angst, das Gute durch das Vertrauen. Vertrauen entsteht zwischen Menschen, wenn das Gute in einem Menschen mit dem Guten in einem anderen in lebendige Vertrauensbeziehung tritt. Weil der Besessene nicht böse ist, so sehr er auch vom Bösen in Beschlag genommen sein mag, darum ist er in sich selbst uneins. Der Mensch ist niemals selbst sein Böses. Wenn Jesus die bösen Geister austreibt, dann geschieht das, indem er das gequälte, versklavte Gute im Besessenen anspricht und stärkt, so dass es sich gegen das Böse behaupten kann. Die bösen Geister sind nichts anderes als die Fremdherrschaft der Angst, die sich in einem Menschen festgesetzt und ausgebreitet hat, denn das Böse als evidentes Problem ist immer nur die Macht der Lebensfeindlichkeit im Inneren eines Menschen, die ihn innerlich zerstört, was sich zwangsläufig auch in destruktivem Verhalten nach außen hin niederschlägt.

Die Frage der Unterscheidung zwischen Teufelsreich und Gottesreich ist die Unterscheidung des Bösen vom Guten. Das Gute ist immer lebensfreundlich. Es überwindet die Angst durch Vertrauen. Es stärkt das Gute im Andern und lässt sich durch dessen Gutes stärken. Jesus nimmt für sich in Anspruch, in vollkommener Übereinstimmung mit dem Guten zu sein. Nur darin liegt seine seelsorgerliche Macht. Je mehr ein Mensch in der Freiheit des Guten lebt, desto mehr stimmt er wiederum mit Jesus überein.



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