|
Donnerstag:
Micha 6,6-8
Michas Antwort ist ein typisches Prophetenwort. Die echten Propheten waren schon immer
Aufklärer. Michas Antwort bringt Licht in eine verfilzte, verworrene, verdunkelte
Theologie der Mühsal, die auch aus der Geschichte des Christentums bis heute so überaus
gut bekannt ist. Alles scheint sich darum zu drehen, dass wir böse Menschen sind, was
wir zu erkennen und zu tun haben, um uns zum Guten zu bekehren, und was wir zu unternehmen
haben, um trotz des Bösen, das dann immer noch in uns ist, noch besser zu werden. Da wird
zwar viel von der Gnade geredet, aber es hilft nichts, weil das Modell dafür die Gnade der
absolutistischen Herrscher ist, vor deren möglicher Ungnade man sich immer fürchten muss;
nie weiß man, wann und unter welchen Umständen sie zufrieden sind, nie scheint es genug
zu sein, was man ihnen opfert, um sie gnädig zu stimmen.
Micha fegt diesen ganzen Wust hinweg. All diese Bußleistungen, welcher Couleur
sie auch seien, entspringen nicht dem Glauben, sondern dem Misstrauen, weil
Gott die Probleme mit uns nicht hat, die wir ihm andichten. Er kennt unser Herz,
er kennt unsere Not, und er nimmt uns an, wie wir sind. Wir stehen uns damit
nur selbst im Weg, das wirklich zu tun, was er hier und heute von uns will.
Dazu müssen wir nicht erst andere Menschen werden: Es ist uns hier und heute
gesagt und gegeben.
|
|