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20. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die Ordnungen Gottes
Wochenspruch: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist
und was der Herr von dir fordert,
nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben
und demütig sein vor deinem Gott.“ Micha 6,8 |
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Mittwoch:
1. Korinther 7,29-31
Es lohnt sich nicht, wenn wir uns an Vergängliches binden. Wir können die Zeit nicht
festhalten. Aller Besitz ist nur Scheinbesitz. Jedem kann von einem Moment auf den
andern alles genommen werden. Es ist nicht ungerecht, wenn das geschieht, sondern
so ist das Leben. Wir sind ungerecht, wenn wir dem Leben unsere Konditionen aufzwingen
wollen. Alle Gabe ist Leihgabe, für eine unbestimmte Weile anvertrautes Gut.
Unser Lebensauftrag besteht darin, das Gegebene haushalterisch verantwortlich
zu verwalten. Wesentlich für die Verantwortlichkeit ist die tatsächliche
Bereitschaft, es jederzeit wieder herzugeben, loszulassen.
Jedes Loslassen führt zu einer neuen Aufgabe. Sie kann und darf völlig anders
aussehen als ich sie mir vorgestellt habe. Sie darf auch schwer und unbequem
sein. Sie darf durchaus darin bestehen, ein Kreuz zu tragen. Wir können nicht
zugleich unser Kreuz auf uns nehmen und unsere Ansprüche festhalten. Das Kreuz
braucht leere Hände.
Der Kontext gehört hier notwendig zum Verständnis des Textes. Er ist eingerahmt
durch zwei kurze Aussagen: „Ich möchte euch gern schonen“ geht voraus, „ich
möchte aber, dass ihr ohne Sorge seid“, folgt nach. Darin besteht die Paradoxie
des Loslassens und Annehmens: Wer sein tägliches Kreuz auf sich nimmt, schont
sich dadurch vor dem Sklavendasein unter der Sorge. Der Mensch macht sich
selbst unglücklich dadurch, dass er sich seinem Kreuz verweigert. Er
vergrößert die Last des Kreuzes ins Unerträgliche und versäumt es, die
Chance dieses einen Tages, der ihm heute gegeben ist, des einzigen Tages,
der zählt, mutig zu ergreifen. Das Kreuz anzunehmen heißt immer, aus
dem Minus ein Plus zu machen, die Herausforderung anzunehmen, um hier
und heute das subjektiv wirklich Beste daraus zu machen.
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