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19. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Ganzheitlich heil werden
Wochenspruch: „Heile du mich, Herr, so werde ich heil;
hilf du mir, so ist mir geholfen.“ Jeremia 17,14 |
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Sonntag:
Markus 2,1-12
Evangelium
Gelähmt zu sein heißt, sich nicht mehr selbst helfen zu können und sich nicht mehr aus eigener
Kraft dorthin bewegen zu können, wo man Hilfe erhält. Die Gelähmten müssen aufgesucht werden,
um Heilung zu erfahren. Sie müssen getragen und ertragen werden. Sie müssen unter Einsatz
von viel Kraft, Intelligenz und Mut zu unkonventionellem Verhalten aus ihrer gottverlassenen
Randexistenz in den Schutz- und Heilungsraum liebevoller menschlicher Gemeinschaft gebracht
werden.
Vielleicht ist das ja eine realistische Relation: Ein Gelähmter braucht vier Träger -
eine Trägerschaft von vier Personen. Gelähmte in die Mitte zu tragen ist eine
Gemeinschaftsaufgabe, die viel Aufwand benötigt. Sonst gelingt es nicht.
Es ist nicht der Glaube dieses Gelähmten selbst, der ihn zur Heilung führt, es
ist der Glaube derer, die sich um ihn kümmern. Sie müssen eins sein in diesem
Glauben, dass dem Gelähmten auch wirklich geholfen sein wird, wenn er in die
Mitte kommt - dass er dort der Liebe Gottes begegnet.
Der Gelähmte selbst hat Angst. Es mag die Angst selbst sein, was ihn lähmt. Er kann
es sich nicht vorstellen, bedingungslos angenommen, gewollt, geliebt, geachtet zu
sein. Er kann sich selbst nicht annehmen.
Das erkennt Jesus, der Menschensohn, und sagt es ihm zu, von Mensch zu Mensch,
völlig zugewandt, mit ehrlich liebevollem Blick.
Die Pharisäer haben ja Recht: Nur Gott kann Sünden vergeben. Aber Jesus spricht
von nichts anderem. Nur weiß er auch, im Unterschied zu den Pharisäern, wem Gott
die Sünden vergibt. Diesem da und solchen wie diesem, bedingungslos,
voraussetzungslos; sie müssen noch nicht mal richtig glauben, denn Gott
macht sein Erbarmen nicht von Vorleistungen abhängig. Weil er, der Menschensohn,
das weiß, hat er Vollmacht, die Sünden zu vergeben - im Namen des barmherzigen
Gottes. Er ist Gottes Bote, durch den die Sündenvergebung von Mensch zu Mensch
verwirklicht wird.
Sündenvergebung ist vollständige Rechtfertigung der Person, unabhängig von ihrem
Verhalten. Sündenvergebung ist bedingungslose Akzeptanz.
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