18. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das höchste Gebot
Wochenspruch: „„Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“ 1. Johannes 5,4



Freitag: Epheser 5,15-21

Nicht die Zeit selbst ist böse, sondern es ist gerade eine böse Zeit. Ob der Apostel meint, dass immer böse Zeit ist, bleibt offen. Die Behauptung, die Zeit an sich sei „böse“, macht aber Sinn, wenn man die Zeit als das Diesseits betrachtet. „Böse“ ist die diesseitige Existenz insofern, als das Leben „immer lebensgefährlich“ ist (Erich Kästner). Oder anders gesagt: Anfechtung und Versuchung sind wesentliche Lebensbedingungen für uns. Unangefochten ist das Leben nicht zu haben.

Wenn wir aber die „böse“ Zeit „auskaufen“, wird sie gut. „Auskaufen“ kann nur selbstbestimmte und verantwortliche Nutzung der Zeit bedeuten. Entweder beherrsche ich die Zeit oder die Zeit beherrscht mich. Wenn sie mich beherrscht, ist sie böse.

Die Zeit in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu beherrschen ist Weisheit und Weisheit ist wiederum identisch mit der Erfüllung durch den Heiligen Geist. Diese ist das Gegenteil von rauschhaften Erfahrungen, die „Unordentlichkeit“, also Disziplinlosigkeit, bewirken und den Verstand entmachten. Auf ekstatischen Wegen solcher Art lässt sich der Wille Gottes weder erkennen noch verwirklichen. Geist und Weisheit hingegen finden sich dort ein, wo wir uns allen Anfechtungen und Versuchungen zum Trotz in konsequenter Dankbarkeit üben. Die große Herausforderung der Lebenskunst ist ehrliche Dankbarkeit in jeder Hinsicht.

Anscheinend geht das nur mit Musik. Unser Herz muss in Schwingung kommen, um dankbar zu sein, und ein Herz in Schwingung ist eine singendes Herz. Es schwingt zusammen mit anderen schwingenden Herzen - so wird gemeinsame Musik und so wird die Gemeinschaft lebendiges, dankbares Miteinander. Dieses Miteinander ist, wie das Miteinander eines guten Musikensembles, achtsame gegenseitige „Unterordnung“ zu gemeinsamer Freude.



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