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Samstag: Wochenspruch
Der Glaube ist nur dort Sieg, wo es eine Welt gibt, die überwunden werden muss. Das ist nicht
dieselbe Welt, die Gott so sehr liebt, dass er seinen Sohn für sie dahingibt. Es ist nicht
die geschaffene Welt, nicht der Mensch an sich, auch nicht der „Ungläubige“, sondern es
ist die böse Welt, die das Geschaffene zerstört, die gegen die Natur ist und Mensch und
Natur zugrunde richtet. Der überwindende Glaube ist also die Kraft des Guten und das
Gute ist das lebensgemäße Natürliche. Und darum geht es im Wochenspruch gar nicht
um „unseren“ Glauben in Abgrenzung von anderen, als sei unser christlicher Glaube
der einzig richtige und die andern Religionen grundsätzlich falsch. Sondern es geht,
ganz unabhängig von der Frage nach der „richtigen“ Religion, um die Kraft, die das
Böse überwindet. Dieser Glaube ist das Vertrauen auf den Sieg der Liebe, wo auch
immer es sich findet.
Johannes zufolge hat dieses Vertrauen das Böse in der Welt sogar schon überwunden.
Es kommt vom Sieg her und führt zu weiterem Sieg. Die Liebe, wenn sie wahre Liebe
ist, kann nur siegen, denn sie ist souverän. Das Leben in der Liebe ist das
Leben in wahrer Freiheit. Alle Versklavung des Menschen, besonders auch die
religiöse, kommt nicht aus der Liebe, sondern sie ist Produkt des Bösen in
der Welt, das die Welt unterjocht, so dass „Welt“ und „Böses“ bei Johannes
geradezu synonym sind. Wahre Freiheit ist unantastbar. Vor der Würde der
Liebe muss jede versklavende Macht der Lieblosigkeit kapitulieren.
Diese Botschaft ist die Mitte des christlichen Glaubens. Wenn wir uns ganz auf
diese Mitte konzentrieren, können wir tatsächlich im Sieg des Vertrauens an die
Macht der Liebe leben, und das bedeutet: In lebendiger Hoffnung, dass sich das
Leben lohnt, weil der Liebe die Zukunft gehört.
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