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Mittwoch:
Jesaja 49,1-6
Der „Gottesknecht“, das kann die ganze Gemeinschaft der Heiligen Israels sein, aber auch der
Messias oder der Prophet selbst, der das hier sagt. Wenn es aber im ersten und zweiten
Sinn gedeutet wird, dann recht verstanden nur so, dass es den einzelnen Glaubenden
einbezieht, so dass der die Sätze für sich selbst mitsprechen kann. Gerade darum geht
es ja bei der geistlichen Berufung, von der hier die Rede ist. Jede Einzelberufung
und jede Einzelbegabung ist Teil am Ganzen der Gemeinde und sinnvoll für das Ganze.
Der Gottesknecht kann diesen Zusammenhang für sich selbst als einzelnen Glaubenden
nicht sehen. Sein Dienst scheint ganz umsonst zu sein. Er kommt nicht an mit
seinem prophetischen Auftrag; was treffen soll, wird abgewehrt und ignoriert.
Er verpulvert seine Kraft, er schießt die Pfeile ins Leere. Es mag daran liegen,
dass er zur Wahrheit berufen ist. Darum ist sein Dienst unbequem. Der Prophet
ist wie ein Pfeil, den Gott selbst auf den Bogen legt, damit die Wahrheit siegt,
indem er die Lüge trifft.
Veranlagung und Befähigung erfassen ihn als ganzen Menschen zu dieser Berufung,
Pfeil Gottes zu sein. Das trägt er nicht vor sich her, das treibt ihn. Es lässt
ihm keine Ruhe. Es nötigt ihn im Gewissen. Wenn er Zuflucht in der Unwahrhaftigkeit
nehmen will, treibt es ihn heraus. Die Wahrheit nötigt ihn, der Pfeil sticht ihn
selbst.
Der Zuspruch Gottes sagt ihm, dass es nicht umsonst ist. Die geistliche Wirkung,
die er nicht sieht, ist sogar noch viel größer, als er sie sich vorstellt. Tief
strahlt sie in die Welt hinein.
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