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Sonntag:
Johannes 11,1-3.17-27.41-45
Evangelium
Jesus kommt zu spät. Dadurch relativieren sich die Erwartungen an seine Helfermacht. In
Martas Satz „Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben“,
schwingt Enttäuschung mit. Auch Rabbi Jesus stößt an seine Grenze: Wer schon vier Tage
tot ist, der ist so tot wie einer, der schon 40 Jahre im Grab liegt. Rechtzeitig zu
helfen, das wäre es gewesen; die Hilfe, die er jetzt noch geben wird, ist zweite Wahl.
Die Enttäuschung bleibt: Warum nicht früher?
Jesus spürt, dass genau darin jetzt seine eigene Glaubensherausforderung liegt.
Der Tod triumphiert. Unter alle Hoffnung setzt er zuletzt den Schlussstrich. Jesus
weiß aber, dass in ihm selbst eine Lebenskraft ist, die den Tod besiegt. Er selbst
ist das Leben. Es gibt nicht eine Auferstehung, irgendwann einmal am jüngsten Tag,
nein, er ist die Auferstehung. Wer vertrauend mit ihm verbunden ist, wird sterben
wie Lazarus. Aber der Tod ist nur Schatten und Tür, vom Leben zum Leben. Das
Sterben ist nur der Weg zu dieser Tür. Der Tod ist keine Sackgasse. Da bricht
nichts ab. Der Tod ist Umwendung: Hinaus aus dem Leid, hinüber in die völlige
Entlastung, aus der Gespaltenheit in die völlig Einheit, aus der enttäuschenden
Unfertigkeit in den völligen Frieden.
Dafür muss Lazarus nun als Zeichen dienen. Dass er zurückkommen muss, ist für ihn
selbst kein Geschenk. Er war ja schon am Ziel. Aber mit dem Zeichen beglaubigt
Jesus sein Wort. Zeichen und Wort sind uns miteinander gegeben, damit wir die
Furcht vor dem Tod verlieren und in der Hoffnung leben, dass die zeitliche
Endlichkeit nichts ist als ein Schattengebilde, Nebel, Wolke, die sich auflöst,
wenn die Lebenssonne hineinstrahlt. Das nimmt Jesus für sich in Anspruch: Er
ist die Lebenssonne. Er ist die Liebe.
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