16. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Was ewig bleibt
Wochenspruch: „Jesus Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.“ 2. Timotheus 1,10



Freitag: Hebräer 10,35-39

Schwierig an diesem Text ist, dass Vertrauen als Gegenstück zur Verdammung dargestellt wird. Denn wer unter der Voraussetzung vertraut, andernfalls verdammt zu werden, vertraut eben gerade nicht, sondern er ist von Angst getrieben. Man stelle sich einen Marathonläufer vor, der weiß, dass ihm eine schreckliche Strafe droht, wenn er nicht tapfer bis zum Ziel durchhält. Von Vertrauen kann da keine Rede sein. „Verdammung“ ist der christlichen Auslegungstradition nach aber die schrecklichste aller Strafen, nämlich ewige, unerträgliche Höllenqual. Entweder konstatieren wir, dass einige Autoren der neutestamentlichen Literatur einen Grundbaustein in die christliche Theologie gefügt haben, auf dem Glaube als Vertrauen, Hoffnung und Liebe nun einmal nicht gründen kann, weil die Angst vor der Hölle nun einmal weder mit Vertrauen noch mit Liebe vereinbar ist. Oder wir interpretieren sie anders, wenn sie von „Verdammung“ reden. Wir unterstellen damit, dass „Verdammung“ noch etwas anderes bedeuten kann als „Brennen in der Hölle“. Und dieses andere muss vereinbar sein mit echtem Vertrauen.

Das scheint eine ziemlich schwierige theologische Herausforderung zu sein. So viel lässt sich aber diesem Text schon einmal entnehmen: Das Problem eines Menschen, der „zurückweicht“, besteht darin, dass er nicht ans Ziel kommt. Vertrauen hingegen bedeutet, trotz aller Widersprüchlichkeit (die theologische Widersprüchlichkeit eines Textes wie Hebräer 10 eingeschlossen) geduldig (mitunter auch sehr geduldig) weiterzugehen. Was auch immer zweifeln lässt, wie stark auch immer, es lohnt sich, Gott dennoch zu vertrauen. Weil Gott die Liebe ist, kann sein Wille, den es geduldig einzuhalten gilt, nur darin bestehen, an der wesenhaften Notwendigkeit seines Erbarmens festzuhalten, trotz allem, was dagegen spricht (auch allen theologischen Einwänden zum Trotz, die behaupten, Gott sei die Liebe, aber man müsse auch Angst vor ihm haben).



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 09.09.2018