9. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Die anvertrauten Gaben
Wochenspruch: „Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern.“ Lukas 12,48



Freitag: 1.Petrus 4,7-11

Unter „Ende“ ist das „Ziel“ (telos) zu verstehen. Wir sollen zielgerichtet leben. Dazu brauchen wir Nüchternheit und Besonnenheit: das ist ein maßvoll haushalterisches Gestalten unserer Zeit. Nüchtern und besonnen sei unser Gebet, also klar in der Zielrichtung, ganz realitätsbezogen, ohne jedes fromme Geschwafel, ohne Selbstgefälligkeit und künstliches Pathos, ohne schwärmerischen Überschwang und fruchtloses Jammern, frei vom Sorgengeist und ganz unmittelbar bezogen auf Gottes Gebot und Zuspruch. Diese Ausrichtung bahnt der Liebe den Weg. Nüchtern und besonnen ist es, ihr stets den Vorrang zu geben, sich ihr stets unterzuordnen. Die Liebe bewirkt aktiven Friedensdienst dort, wo es nötig ist, vor allem dort, wo mir selbst verletzendes Unrecht geschah. Sie macht das Herz weit für den so ganz anderen Nächsten. Sie ersetzt den kleinlichen Machtanspruch durch eine großzügige Haltung der Dienstbereitschaft: von unten herauf statt von oben herab. Nur darin entfalten die Gnadengaben (charismata) ihren Sinn. Nur das ist charismatisches Christentum. Uns soll bewusst sein, wozu wir begabt sind: das ist unsere Auf-Gabe. Haushalterisch, also nüchtern und besonnen damit umzugehen, bedeutet, dass wir alles daran setzen, aus unseren besten Gaben das Allerbeste zu machen und die Tätigkeiten zu minimieren, zu denen wir nur wenig oder gar nicht begabt sind. Dienst in dieser Haltung ist aktive Ergänzung und darin wahre, gelebte Gemeinschaft. Dadurch verwirklicht sich die Gnade Gottes in unserem Leben. Jede Begabung ist Gnadengabe und erst als solche kommt sie zur vollen Blüte und Bestimmung. Durch unsere Begabungen verwirklicht sich Gott selbst in seiner Welt.

Nicht Gottes Wort sollen wir predigen, das wäre maßlose Selbstüberschätzung. Sondern „als“ Gottes Wort sollen wir unsere Predigt halten, sofern wir zum Predigen begabt sind. Das bedeutet: Nicht als unser Eigenes, sondern als an Gott Übereignetes: Gott gehört sie, diese meine Predigt, ihm ist sie gewidmet, ihm allein zur Ehre. So auch jeder Dienst: Niemals anmaßend, nie über die tatsächlich vorhandene Befähigung hinaus, und immer ganz auf das Ziel gerichtet: Dass Gott, der die Liebe selbst ist, alle Herrschaft gewinne, indem er von allen Menschen die gebührende Ehre und allen Dank empfängt.



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