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Mittwoch:
Philipper 2,1-4
Paulus geht davon aus, dass „Ermutigung in Christus (im Griech. ‘paraklesis’ - nicht
‘Ermahnung’, wie es in der Lutherbibel heißt), Trost der Liebe, Gemeinschaft des Geistes,
herzliche Liebe und Barmherzigkeit“ dem christlichen Miteinander vorgegeben sind. Das muss
nicht erst entstehen, sondern es ist schon da. Aber wir leben nur wirklich darin, wenn wir
auch daran glauben. Das kann ein Glaube sein, der im Widerspruch zu sehr überzeugenden
Gegenbeweisen steht. Ohne diesen Glauben machen wir uns das Vorgegebene aber auch nicht
zu eigen, wie Menschen, die an einem gedeckten Tisch sitzen und hungern. Wenn wir es
uns aber zu eigen machen, üben wir eine integrierende Wirkung auf die Gemeinschaft aus,
im Gegensatz zu den vielen Spaltungen und Distanzierungen zwischen uns durch Vorbehalte
und Misstrauen. Wir verschließen uns nicht mehr. Wir setzen Vertrauen, wecken Vertrauen
und ernten Vertrauen. Wir gewöhnen uns an, alles, was uns gegeben ist, dankbar als Gabe
und Aufgabe anzunehmen.
Dadurch entsteht durchaus kein sentimentales, distanzloses Einerlei, das gut heißt,
was nicht gut tut. Paulus selbst pflegt klare und mitunter harte Grenzen zu ziehen.
Wo Negativismen herrschen, hat der ehrliche Gemeinschaftssinn keine Chance. Dann
wird daraus die Aufgabe einer Akzeptanz auf Abstand: Ich glaube, dass es Wege
gibt, die zum „Einssein des Sinnes“ mit dem Andern führen würden, aber sie sind
jetzt nicht erreichbar oder gangbar. In der Liebe zu bleiben bedeutet dann, den
Andern in seiner Verschlossenheit nicht zu verurteilen und selbst für ihn offen
zu bleiben. Auch ich habe meine Mauern, die andere als Verschlossenheit
interpretieren. Es darf so sein.
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