7. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Das Sakrament des Abendmahls
Wochenspruch: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Epheser 2,19



Dienstag: Johannes 6,30-35

Sie wollen haben. Ein Zeichen soll er ihnen geben, einen sensationellen Beweis. Nicht nur ein Zauberstück, sondern eine Problemlösung, die wirklich funktioniert. Nachhaltig. Liefern soll er. Der Messias ist einer, der liefert. Ein echter Charismatiker. Einer, der an die Quellen der Kraft im Jenseits angeschlossen ist und die Verhältnisse in der Welt umpflügt. Das göttliche Kraftpaket. Der begnadete Macher. Der lässt es nicht bei halben Sachen. Der zieht durch.

Seine Antwort wirft das alles um, so wie er die Tische der Geschäftemacher im Tempel umgeworfen hat: „Ich bin das Brot des Lebens“. Er gibt es nicht, er ist es. Er hat es nicht, er ist es. „Sei mir Mensch“, sagt Jesus jedem, der das hört. Das heißt Wahrnehmen, ohne etwas davon zu haben. Hören, ohne etwas daraus zu machen. Schmecken und sehen, nur um zu schmecken und zu sehen. „Was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, das verkündigen wir euch“, wird Johannes später schreiben (1Joh 1,1-3). „Logos des Lebens“ sei das, fügt er hinzu (1Joh1,1). „Wort des Lebens“ lesen wir. Aber „Logos“ ist nicht nur ein Wort, nicht nur ein Begriff, den man hat. „Logos“ heißt auch „Sinn“.

„Mein Fleisch ist die wahre Speise und mein Blut ist der wahre Trank“, wird Jesus im weiteren Verlauf des Streitgesprächs sagen. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm“ (V 55f). Das ist kein Aufessen, kein Einverleiben, um zu haben. Bezeichnenderweise verstehen sie es aber so, als Aufforderung zum Kannibalismus. In der Tat: Kannibalismus ist ein magisches Ritual, um die Kraft eines Andern in sich aufzunehmen. Und wirklich: Schon in der frühen Kirche wurde das Abendmahl zum magischen Akt des tatsächlichen Essens und Trinkens Christi, um seiner Kraft teilhaftig zu werden.

Diese Tische des Herrn wirft Jesus um mit seiner Antwort. Er spricht von einem ganzen anderen Essen und Trinken. Es bemächtigt sich nicht, um mächtiger zu werden. Es hat nicht. Es hat auch nichts davon. Es ist nichts als Gemeinschaft. Mit ihm leben, mit ihm sterben, mit ihm leiden, mit ihm verworfen werden, mit ihm auferstehen. Mich in ihm ganz verlieren, um mich in ihm ganz zu finden.



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