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Freitag:
Römer 12,17-21
Wir lassen uns vom Bösen überwinden, wenn wir selbst böse werden und Böses mit Bösem
vergelten. Wir lassen uns aber auch vom Bösen überwinden, wenn wir ihm nicht widerstehen.
Der Text weist dem Widerstand gegen das Böse den Spielraum zu:
- Der Widerstand gegen das Böse hat den Frieden zum Ziel.
- Die Rahmenbedingung des Widerstands ist darum Konstruktivität.
- Die Maßnahmen des Widerstands sind so weit wie möglich darauf ausgerichtet, dem,
der Böses tut,
zu helfen, es nicht mehr zu tun.
- Die Maßnahmen des Widerstands unterscheiden darum zwischen dem Übeltäter und seiner
üblen Tat:
Der Widerstand richtet sich gegen die Tat, nicht gegen die Person.
- Die Maßnahmen des Widerstands wahren darum die Würde des Übeltäters. Sie gelten nur
der Verhinderung des Bösen. Davon abgesehen hat der Übeltäter immer Anspruch
auf menschen- würdigen
Umgang und darum auch auf Erfüllung seiner Bedürfnisse.
- Konstruktiver Widerstand gegen das Böse hat nichts mit Rache zu tun. Ein anderes Wort
für Rache
ist „Vergeltung“: Der andere soll für das Böse, das er tut, entsprechend zu leiden haben.
Es soll ein Ausgleich stattfinden. Sonst geschehe weder dem Opfer noch ihm selbst Recht.
So wird aber Böses mit Bösem vergolten, auch wenn es im Namen der Rechtssprechung eines
Staates geschieht. Böse daran ist, den Einzelnen als Ganzen mit seinen Taten zu identifizieren.
Die Abstempelung von Menschen zu „bösen Menschen“ ist selbst böse und erzeugt neues Böses.
- Die Maßnahmen des Widerstands haben allein den Zweck, die bösen Taten zu verhindern. Dieser
Widerstand ist Verpflichtung. Je größer die Macht ist, die ihm zur Verfügung steht, desto
wirksamer kann er sein.
Um wirklich Frieden zu erreichen, ist es unabdingbar, ihn weder gegen den Widerstand auszuspielen
noch den Widerstand zu romantisieren. Friedenspolitik, gleich ob zwischen Staaten oder zwischen
einzelnen Menschen, benötigt, um erfolgreich zu sein, starke und wehrhafte Positionen. Der
Mensch wird sonst dem Menschen zum Wolf. Dem Wolf ist der passive Widerstand der Schafe,
auf die er Appetit hat, gleichgültig, er kennt keine Moral und frisst sie doch. Solches
Märtyrertum mag ein großartiges Zeugnis des Glaubens sein, aber es verändert wenig. Das
Gute setzt sich nicht von selbst gegen das Böse durch. Es braucht Macht.
Darum ist auch die Glorifizierung der Ohnmacht des Christus am Kreuz mit Vorsicht
zu genießen. Die friedensstiftende Kraft von Passion und Auferstehung Jesu liegt
gerade nicht in seiner Ohnmacht, sondern in seiner Vollmacht. Dem auferstandenen
Christus ist alle Macht gegeben. Wer ihm folgt, ist kein Ohnmächtiger, sondern er
hat Teil an seiner Macht.
Darum ist das Christentum eine machtvolle Veränderungsbewegung des Friedens.
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