3. Sonntag nach Trinitatis
Leitmotiv: Gott nimmt uns an
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Lukas 19,10

Freitag: Hesekiel 18,1-4.21-24.30-32

„Macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist.“ Und dafür ist jeder selbst verantwortlich. Wir sind nicht die Abziehbilder unserer Eltern. Wir sind Opfer ihrer Fehler, zweifellos, aber dass wir es sind, ist nicht entscheidend. Es kommt darauf an, als was wir uns selbst definieren. Niemand sucht sich seine Lebensgeschichte aus, aber jeder trägt Verantwortung dafür, das Beste daraus zu machen. Wer sich als Opfer definiert, bleibt Opfer. Er macht sich abhängig von der Gunst äußerer Umstände und vom Wohlverhalten anderer. Wer sich als Täter definiert, entscheidet sich gegen die Opfermentalität. Er nimmt die Herausforderungen, auch die allerschwersten, als Bewährungsproben an. Jede Widrigkeit ist eine Wachstumschance. Es schmeckt uns nicht, aber es ist so: Die Widrigkeiten, die uns am wenigsten passen, eignen sich am besten dazu.

Hiob überwindet seine brutal schwere Krise, als er das Leben so annimmt, wie es ist. Indem er das tut, nimmt er auch Gott so an, wie er ist. Der außerordentlich bedeutsame theologische Fortschritt, der sich im Hiobdrama vollzieht, ist die Abkehr vom Tun-Ergehen-Zusammenhang und die Hinkehr zur Akzeptanz des Gegebenen und zum Umgang damit in eigener Verantwortung. Unter Tun-Ergehen-Zusammenhang ist eine Gottesabhängigkeit zu verstehen, die nicht gut tut. Es ist eine wechselseitige Abhängigkeit wie bei einer Sucht: Ich halte den Gegenstand meiner Sucht fest, damit er mich festhält. Den Alkohol zum Beispiel: Ich lasse ihn nicht los, damit er mich nicht loslässt. So auch die süchtige Gottesbeziehung: Ich halte fest an einem Gott, der mich belohnt, wenn ich brav bin, und bestraft, wenn ich nicht brav bin, damit er mich festhält. Das gibt mir Sicherheit. Aber der Preis dafür ist hoch: Es passt nicht mit dem Leben zusammen und ich opfere meine Mündigkeit dafür. Und vor allem: Das wahre Wesen Gottes bleibt mir verschlossen. Darum scheitert in der schweren Krise auch mein Glaube: Entweder verbarrikadiere ich mich, wie Hiobs Freunde, hinter verlogenen Phrasen, oder ich bin ehrlich und verzweifle.

Hesekiel sieht das anders: Du bist verantwortlich für das, was du tust und lässt, aber nicht darüber hinaus. Wenn du Fehler machst, hat Gott kein Interesse daran, dich darauf festzulegen. Genauso legt er dich auch nicht auf die Fehler anderer fest. Weder definiert Gott dich als Opfer noch sich selbst als Vergelter. Du bist verantwortlich, aber immer nur für das, was du gerade tust und lässt. Gott ist für dich, um dir aufzuhelfen, wenn du fällst, um dir zurechtzuhelfen, wenn es schwierig wird. Aber du selbst gehst deinen Weg und dadurch bestimmst du selbst auch dein Schicksal.



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