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Montag:
1. Timotheus 2,1-6
„Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung“ sind verschiedene Formen des Betens. Man wird wohl
davon ausgehen können, dass sie sich in den ersten Jahrzehnten der frühen Kirche herausgebildet
hatten. Der Praxis dieser Formen soll nun die Priorität im Gemeindeleben gegeben werden.
Dazu wird auch die Zielgruppe präzisiert: Ihr Horizont soll so weit wie möglich sein.
Heute sagen wir „globales Denken“ und „politische Verantwortung" dazu.
Als Für-Bitte und Danksagung ist die Grundrichtung dieses Betens bejahend,
unterstützend, fördernd. Die Welt soll also grundsätzlich nicht als böse Welt
verstanden werden, gegen die zu beten wäre. Bonhoeffer hat in diesem Zusammenhang
viel von „Stellvertretung“ gesprochen; darin bestehe die Aufgabe der Kirche. Wie
Jesus stellvertretend für die ganze Welt ihre Schuld auf sich nimmt, so ist auch
die Kirche dazu bestimmt, das in seiner Nachfolge zu tun. Das Wesen der
Schuldübernahme besteht aber keineswegs darin, sich schuldig zu fühlen
für das Fehlverhalten anderer: das wäre ganz unsinnig. Wir sagen darum
besser „Verantwortungsübernahme“ dazu. Wir entziehen uns nicht der Welt,
sondern wir betrachten sie so, wie sie ist, als unsere Welt. Wir sprechen
den Andern weder ihre Verantwortung noch ihre Kompetenzen ab. Wir führen
uns nicht als die Über-Weisen und Weltretter auf. Aber wir arbeiten selbstbewusst
daran, dass die Welt menschlicher wird. Auf diese Weise kommt Gott selbst zu
seinem Ziel mit der Welt.
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