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Mittwoch:
Apostelgeschichte 16,23-40
Der Glaube versetzt nicht nur Berge, er öffnet auch Gefängnistüren. Er bahnt einen Weg in der
Ausweglosigkeit. Paulus und Silas begegnen dem grausamen Schmerz der harten Auspeitschung, der
entsetzlichen Demütigung durch das gewaltsame Unrecht, der extremen Einengung und der
hochgradigen Lebensbedrohung mit dem radikalem Widerstand des Gottvertrauens. Da hat sich
der Sorgenlöwe wirklich ganz groß vor ihnen aufgebaut und brüllt markerschütternd. Sie
bieten ihm die Stirn. Sie halten stand.
Darum kehren sich die Verhältnisse um. Die Gefangenen sind frei, die Gebeutelten
sind ruhig, aber die Gewalttäter werden von der Angst gepackt, geraten völlig
durcheinander, rufen verzweifelt um Hilfe.
Die Umkehrung der Verhältnisse endet nicht in der Erfahrung, gerade noch mal
davongekommen zu sein: Der zweite Teil dieser Geschichte zeigt, dass sich Paulus
und Silas überhaupt nicht von diesen Unrechttätern einschüchtern ließen. Der Berge
versetzende Glaube entfaltet seine Kraft nur dann, wenn er eins ist mit lebendigem
Selbstbewusstsein. Es kommt entscheidend darauf an, wenn wir seine Wirkung erfahren
wollen, dass wir klar unterscheiden zwischen dem, was uns selbst zusteht und was
nicht, und das, was uns zusteht, auch in Anspruch nehmen. Das, was uns zusteht,
ist nichts anderes als die notwendig andere Seite unserer Verpflichtung der
Umwelt gegenüber. Anders gesagt: Was ihr von uns zusteht, hat eine Innenseite:
Das, was uns von ihr zusteht. Nur wenn beides zusammenkommt, kann man von
wahrgenommener Verantwortung reden.
Der Weg der Verantwortung ist der Weg der Berufung. Dieser Weg ist immer konkret.
Nur wenn wir auf dem Weg der Verantwortung sind, können wir bitten, was wir wollen,
und es wird uns widerfahren. Sehr vieles Beten bleibt ohne Wirkung, weil es die
Eigenverantwortung ersetzt.
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