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Ostern
Leitmotiv: Die Auferstehung
Wochenspruch: „Ich war tot, und siehe,
ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit
und habe die Schlüssel
des Todes und der Hölle.” Offenbarung 1,18 |
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Auf der Vorderseite des Isenheimer Altars von Mathias Grünewald ist das berühmte Kreuzigungsbild
zu sehen. Die dahinter verborgene Seite zeigt
den auferstandenen Christus.
Seine Wundmale leuchten wie Juwelen.
Die andere Seite der Paradoxie des Kreuzes ist die Paradoxie der Auferstehung. So wie die
Liebe und der Zorn Gottes im Kreuzigungsgeschehen unauflöslich vereint und zugleich
unmöglich vereinbar sind, so auch Tod und Leben in der Auferstehung. Der Karsamstag,
heiliger Feiertag der Geduld, der Tag, an dem die Zeit stillsteht, ist Symbol der besiegelten
Tatsache des Todes wider alle Vertröstung. Jede Religion, die darüber hinweggeht, leugnet die
Realität. Vielleicht ist die Leugnung des Todes der tiefste Grund für Religion überhaupt.
Dann wäre Religion die Auflösung dessen, was wir nicht aushalten können.
Das untrügliche Kennzeichen des Todes ist die Endgültigkeit. Ein nicht endgültiger
Tod ist kein echter Tod. Die Paradoxie der Auferstehung besteht darin, dass ein Toter
den Tod in die Vergangenheit setzt: „Ich war tot“. Es gibt den Tod nur in der
Karsamstagsform des Indikativs: „Tot ist tot!“ Den schmerzhaften und zugleich
heilsamen Prozess der realistischen Einsicht in den Indikativ des Todes mitsamt
ihrer tapferen Bejahung nennen wir Trauerarbeit. Die Flucht in den Traum, es möge
doch nicht wahr sein, ist Teil dieses Prozesses, bedarf aber der Überwindung. Es
ist, wie es ist! Tot ist tot. Eine Trauer, die in der Leugnung des Todes verhaftet
bleibt, nennen wir pathologisch.
Die Paradoxie der Auferstehung ist die unauflösliche Vereinigung und zugleich die
unmögliche Vereinbarkeit von Leben und Tod. Am Kreuz behält die Liebe den Sieg,
in der Auferstehung das Leben. Das ist die frohe Botschaft des christlichen Glaubens.
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