Judika
Leitmotiv: Die Bereitschaft zum Dienst
Wochenspruch: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ Matthäus 20,28



Predigt
zum Text
Samstag: Wochenspruch

Das ist eine glasklare Aussage. Wer den Menschensohn liebt und ehrt, kann keine andere Grundhaltung einnehmen als diese.

Das Christenleben ist Dienst in Wechselseitigkeit. Wir dienen und wir lassen uns dienen. Wir fragen stets nach dem, was dienlich ist. Unter dieser Fragestellung ist unser Leben ein ausgewogenes Geben und Nehmen. Der Wochenspruch scheint zu sagen, dass das Prinzip der Wechselseitigkeit aber nicht auf den Menschensohn selbst zutrifft, weil er nicht gekommen ist, um sich selbst dienen zu lassen. Daraus kann man schließen, dass der Dienst besonders gottergebener Menschen diese Einseitigkeit aufweist: Ich gebe euch alles, aber ich nehme nichts von euch. Und wenn ich etwas von euch nehme, weil es ja nicht anders geht auf dieser Erde, dann nur, um ein Vielfaches des Gebens daraus zu machen. Mein höchstes Gebot ist ein möglichst krasses Ungleichgewicht zwischen meinem Geben und Nehmen. Je mehr ich gebe und je weniger ich nehme, desto besser. Dieser Asketismus hat eine sehr starke und prägende Tradition in der Kirche. Er ist eine getarnte Form des Herrschens mit sehr hoher Wirksamkeit, denn er macht den Dienenden zum Übermenschen. Wer sich selbst nicht dienen lassen will, hat den Anspruch, etwas Besseres zu sein. Und diesen Anspruch überträgt er auf andere. Er verachtet sie oder er knechtet sie unter sein Diktat des einseitigen Dienens.

Wenn Jesus sagt, dass er nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben, spricht er nicht vom Weg, sondern vom Ziel. Gerade das macht die Gemeinschaft der Kirche als seines Leibes aus: Die Wechselseitigkeit des Dienens zielt darauf, dass die ganze Kirche eine Dienstgemeinschaft ist und als solche zu einer „Erlösung für viele“ wird, indem sie das tut, was ihr Meister selbst vorgelebt hat und will. „Erlösung“ bedeutet Befreiung. Es ist die Befreiung aus den Teufelskreisen des Herrschens und Beherrschtwerdens für alle Welt. Darin hat die Kirche ihren Sinn.


E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 07.04.2019