Laetare
Leitmotiv: Trost auf dem Leidensweg
Wochenspruch: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
Johannes 12,24



Predigt
zum Text
Dienstag: Johannes 6,55-65

Einerseits bringen Fleisch und Blut das ewige Leben, andererseits „ist das Fleisch nichts“. Mit dem Geist statt gegen ihn ist es die Voraussetzung des ewigen Lebens, weil der Geist sich verleiblicht und nur in dieser Verleiblichung greifbar „Geist und Leben“ ist. Sonst wären die Worte, die er zu uns geredet hat, nur leere Geistprodukte ohne wahrhaftigen Realitätsbezug. Nur in der leiblichen Existenz bewahrheitet sich die geistige Wirklichkeit.

Darum ist es für das wahre, ewige Leben notwendig, dass die Wahrheit leibhaftig wird. Jesus weiß, dass er der wahre Mensch ist, dessen wahre Heimat im Ursprung aller Schöpfung ist, im reinen Sein der Wahrheit und Liebe Gottes, in dem es die Spaltung zwischen Geist und Leib nicht gibt. Und weil die Wahrhaftigkeit sein Wahrnehmen und Denken ganz bestimmt, erkennt er auch sehr deutlich die Unwahrhaftigkeit in Anderen: Darum und nicht hellseherischer Fähigkeit wegen wusste er von Beginn an, „wer die waren, die nicht glaubten“.

Sein Fleisch essen und sein Blut trinken ist falsch verstanden als magischer Akt des christlichen Mysterienkults. Dieses Missverständnis hat schon von der frühen Kirche an einen dunklen Schatten über die Mitte des christlichen Glaubens gelegt. Daraus wurde das Abendmahl zu einem magischen Akt des buchstäblichen Essens und Trinkens Christi, durch den sich uns seine Lebenskraft mitteilt. Aber das Abendmahl ist Zeichen und jedes Zeichen ist nicht die Sache selbst, die es bezeichnet. Die „murrenden Jünger“ in diesem Text haben Jesu Worte wohl ebenfalls in dieser Weise missverstanden.

Um die Verinnerlichung geht es: Dass seine Worte in uns bleiben und dass sein Vorbild uns prägt. Dass wir lernen von ihm, nicht aber, dass wir mit einer magischen Kraft ausgestattet werden, die uns zu den elitär Erleuchteten und besonders Geistbegabten macht. Verinnerlichung: Dass uns sein Wort und Wesen in Fleisch und Blut eingeht, dass seine Liebe uns beherrscht und seine Wahrheit in uns wahrhaftig ist. Das ist sehr schlicht, sehr natürlich und sehr „normal“. Das macht uns überhaupt erst zu „normalen“ Menschen.



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