Okuli
Leitmotiv: Jesus nachfolgen I
Wochenspruch: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Lukas 9,62



Mittwoch: 1. Petrus 1,13-21

„Geheiligtes Leben“ ist dieser Text in der Lutherbibel überschrieben. Heiligung besteht aus zwei Komponenten, sagt er uns. Die eine Komponente ist die Vergegenwärtigung der Rechtfertigung. Wir machen uns bewusst, was Gott für uns getan hat, wir nehmen es gänzlich in Anspruch, wir stellen uns auf das feste Fundament der Erlösung. Die zweite Komponente ist die Freiheit des eigenen Handelns: Wir delegieren nicht die Verantwortung für unseren eigenen Umgang mit „den Begierden“ an Gott, unser Schicksal und andere Menschen. Es handelt sich bei den Begierden, von denen hier die Rede ist, um die bösen Begierden, konkret: um die Versklavung unter emotionale Reaktionen, die uns zu fremd- und selbstschädigendem Verhalten nötigen.

Aus der Perspektive Gottes bedeutet Heiligung unserem Text nach vor allem meine vollständige Akzeptanz als Person, mit allem Unfertigen und Unbewältigten, allen Mängeln und Fehlern, aller Unwissenheit und daraus entstehenden Dummheit, allem Scheitern, aller Schuld, allen Einseitigkeiten. Gott identifiziert nicht meine einzelnen Verhaltensweisen und auch nicht ihre Summe mit meiner Gesamtperson. Wir sind in seinen Augen nicht unser Verhalten. Das gilt sowohl für unser Fehlverhalten wie auch für unsere „guten Taten“. Wir können uns weder durch unsere Guttaten bei ihm beliebt machen noch durch unsere Fehler seine Liebe verscherzen. Wir sind immer schon geliebt und wir bleiben geliebt, weil Gott selbst die Liebe ist.

Das ist der theologische Grund unserer Freiheit und der Sinn dieser Freiheit besteht darin, diese Freiheit auch zu leben. Freiheit leben und erfahren wir, wenn wir uns nicht von jenen Begierden knechten lassen, sondern unsere Emotionen und unser Verhalten selbst vernünftig konstruktiv steuern.

Gott „richtet ohne Ansehen der Person einen jeden nach seinem Werk“. Das bedeutet: Gott ermöglicht uns die Freiheit des Handelns, weil er uns nicht als Gesamtpersonen auf unsere Fehler, Schwächen und unsere Schuld festlegt. Wir sind gerechtfertigt „ohne Ansehen der Person“, weil wir seine geliebten Menschen sind. Darum zählt für Gott nicht, wer wir sind, sondern was wir tun und lassen. Gott mutet und traut uns zu, dass wir vernünftig entscheiden und handeln, indem wir uns von Glaube, Hoffnung und Liebe leiten lassen, und er verspricht uns, dass er unsere bescheidenen Versuche der Umsetzung sorgsam wahrnimmt und ernst nimmt, weil er unsere Freiheit ernst nimmt.



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