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Dienstag:
Markus 12,41-44
Sie hat „alles eingelegt, was sie zum Leben hatte“. Das Reich Gottes ist nicht Teil ihres
Lebens, sondern es ist ihr Leben selbst. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach
Himmel und Erde“. Den „reichen Jüngling“ lädt Jesus dazu ein, es ebenso zu machen:
„Verkaufe alles, was du hast und gib’s den Armen“ bedeutet: Setze alles ein. Sei ganz!
Nur das ungeteilte Herz gelangt durch’s Nadelöhr.
Das Reich Gottes verlangt Einfalt. Einfalt ist nicht zu verwechseln mit Einfältigkeit.
Der Gegensatz zur Einfältigkeit ist Klugheit, der Gegensatz zur Einfalt ist
Zwiespältigkeit. Die Zwiespältigkeit, das, was Jakobus „di-psychos“ nennt, diese
Art des Zweifels blockiert uns, verhindert die heilsame Selbstverleugnung, macht
uns zu Wichtigtuern und Lügnern. Der Zwiespalt des Herzens ist die Ursache der
Doppelzüngigkeit und aller Falschheit. Die Einfalt des Herzens verleiht dem
Denken und Reden Wahrhaftigkeit und dem Handeln Echtheit.
Wertschätzung und Empathie kann man instrumentalisieren, als gezielte Technik, ohne
es ehrlich zu meinen. Echtheit, die dritte Basisvariable konstruktiver Kommunikation,
lässt sich nicht instrumentalisieren. Wer nur so tut, als sei er echt, der ist es
eben gerade nicht. Echtheit ist eine Herzensangelegenheit. Echtheit ist
Ungespaltenheit: Einfalt.
Diese Witwe gibt ganz selbstverständlich. Sie opfert nicht. Ganz freiwillig schiebt
sie nur gerade etwas, das zufällig in ihren eigenen Händen lag, wieder in Gottes
Hand zurück. Sie muss sich nicht losreißen von ihrem Besitz, denn sie rafft und
klammert nicht. Sie hängt ihr Herz nicht daran. Sie weiß sich eins mit dem Gott,
an den sie glaubt.
Der sorgt so selbstverständlich für sie, wie sie ihm zur Verfügung stellt, was ihr
in die Hände kommt. Es ist ein Wechselspiel: Er gibt, sie gibt. Sie gibt zurück,
er gibt zurück. Die Einfalt des Herzens zweifelt nicht, dass darin reiner Segen
liegt. Die Armut zählt nicht. Wunderbare Brotvermehrung. Geheimnis des Glaubens.
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