|
Reminiszere
Leitmotiv: Unsere Gottesbeziehung
Wochenspruch: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren.“ Römer 5,8 |
|
Samstag: Wochenspruch
Paulus will damit nicht sagen, dass irgendwann der Zeitpunkt eintrat, zu dem wir keine Sünder
mehr waren. Es geht ihm hier weder um eine Individualisierung der Glaubenserfahrung noch um
eine Ursächlichkeit und die Abfolge von Zeitpunkten. Sondern es geht ihm um das Verhältnis
Gottes zur gesamten Menschheit. Im Zusammenhang redet er darum von Adam als dem Menschen
schlechthin. In Adam haben wir alle gesündigt und in Adam sind wir alle erlöst. Christus
ist der „neue Adam“, Anfang und Ziel der neuen Menschheit, die nicht unter die Sünde versklavt
ist.
Christus ist für die ganze Menschheit gestorben, für den Menschen schlechthin. Darin
erweist Gott seine Liebe. „Die ganze Menschheit“, „der Mensch schlechthin“ - das sind
für uns abstrakte Ideen, wir können sie uns nicht konkret vorstellen. Wir sagen
stattdessen: „Für jeden Einzelnen“, und das trifft aus unserer Perspektive auch zu.
Wenn wir aber an den einzelnen Menschen denken, dann sehen wir, wie ja sehr deutlich
auch der ganze Römerbrief, beides: Den Sünder, der noch überhaupt nicht erlöst zu
sein scheint, und das Zeichen des Kreuzes für seine vollständige Erlösung, das uns
aber nur Zeichen ist, weil die empirische Wirklichkeit ganz anders aussieht. Und
so gesehen müssten wir Paulus widersprechen: „Als wir noch Sünder waren“ gibt es
nicht - wir sind und bleiben Sünder, ohne jeden Zweifel.
Darum kehren wir lieber zu der Frage zurück, was das abstrakte „Ganze Menschheit“ meint.
Die ganze Menschheit ist die ganze Schöpfung des Menschen mit allem, was daraus wurde,
gewissermaßen von außen gesehen, also mit den Augen Gottes, von der Ewigkeit her:
Gottes verwirklichte Idee des Menschseins. In der Ewigkeitsperspektive sind wir
keine Sünder mehr. Im Bild gesprochen: Wenn Gott uns sieht, dann sieht er uns ganz
ausschließlich in dem einen, neuen Adam, in dem die ganze Menschheit erlöst ist,
in seinem einen wahren Menschensohn Jesus Christus. Der steht stellvertretend für
jeden Menschen vor Gott. Jeder berechtigte Zorn Gottes über jede Sünde jedes
Menschen trifft den Gekreuzigten. Der trägt wirklich die Sünde der ganzen Welt.
|
|