Septuagesimä
Leitmotiv: Lohn und Gnade
Wochenspruch: „Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“
Daniel 9,18



Samstag: Wochenspruch

Mir scheint, dass man auch schreiben könnte: „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet, indem wir nicht auf unsre Gerechtigkeit vertrauen, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ Jedenfalls liegt ja in diesem Vertrauen der Sinn und das Wesen des Gebets. Zu beten heißt nicht, Gott zu einem Handeln zu bewegen, das er uns vorenthalten würde, wenn wir nicht beten würden. Die Vorstellung, Beten würden bedeuten, „Gottes Arm zu bewegen“, ist falsch. Beten kann nur Ausdruck des Vertrauens auf die große Barmherzigkeit Gottes sein, oder auch klagendes und manchmal verzweifeltes Ringen um dieses Vertrauen. Aber Beten ist mitnichten Einflussnahme auf Gott.

Beten ist das schlichte, unentwegte Festhalten an der Vertrauenswürdigkeit Gottes. Die Danielgeschichte führt uns das einladend vor Augen: Daniel lässt sich durch die äußeren Umstände in keiner Weise vom gewohnten Ritual der Vertrauensbezeugung zu diesem Gott der großen Barmherzigkeit abbringen, auch dann nicht, als er denunziert wird und hingerichtet werden soll.

Beten ist die schlichte Haltung eines Kindes, für das unerschütterlich fest steht, dass seine Eltern da sind und es vollkommen sicher behüten, umsorgen und ermutigen, auch wenn es nichts davon sieht und spürt. Diese Haltung macht das Beten aus, nicht die Worte.


E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020