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3. Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Christus für alle Welt
Wochenspruch: „Es werden kommen von Osten und von Westen,
von Norden und von Süden,
die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“
Lukas 13,29 |
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Freitag:
Apostelgeschichte 10,21-35
Diese Geschichte ist religionsgeschichtlich außerordentlich bedeutsam, weil sie eine
grundsätzliche Unterscheidung schafft zwischen einer Religion, in der die Kennzeichen
der äußeren Zugehörigkeit Priorität haben und einer Religion, in der diese Merkmale
zweitrangig sind, weil es ihr vorrangig um das Geheimnis der Herzensbeziehung zu Gott
geht. Das Christentum ist dieser Geschichte nach eindeutig Letzteres. Definitiv liegt
das Kriterium der Zugehörigkeit im Christentum nicht im „Ansehen der Person“, definitiv
also nicht in äußerlichen feststellbaren Kennzeichen.
Kornelius ist von Gott bereits aufgrund seiner ehrlichen Spiritualität und seiner
menschenfreundlichen Haltung gerechtfertigt, nicht erst durch die im Anschluss
berichtete Predigt mit „Geistestaufe“ und Wassertaufe. Dies alles konstituiert
nicht etwa seine Gottesbeziehung, sondern es bestätigt sie. Petrus ist bis dato
überzeugt, dass Kornelius erst durch einen Bekehrungsakt vom Unreinen zum
Reinen mutieren müsste, um ihm überhaupt als Gleichwertigem, religiös gleich
ernst zu nehmendem Mitmenschen begegnen zu können. Er beugt sich nun aber vor
dem Wahrheitsanspruch des Satzes „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott
aber sieht das Herz an“. Das beinhaltet: Der Mensch ist nicht und niemals
befugt, über das Herz des Mitmenschen zu richten - übrigens auch nicht über
sein eigenes.
Äußerlich gesehen verhält Kornelius sich seltsam. Schon seine scheinbar großartige
Engelserscheinung lässt ja durchaus Skepsis aufkommen, und die Weise, wie er
Petrus empfängt, erst recht. Er scheint ihn für einen Götterboten zu halten.
Kornelius ähnelt in seiner hilflosen religiösen Äußerung dem Jakob nach seinem
Traum in Bethel, der danach den Platz, an dem er geschlafen hatte, tatsächlich
für den Eingang zum Himmel hielt. Der Weg des Glaubens ist ein Weg des Lernens
und das Lernen ist ein Überwinden von Vorurteilen: Petrus lernt, dass er mit
seinem Verständnis von der einzig wahren elitären Bekenntnisreligion falsch
liegt; Kornelius lernt, dass sich der Glaube im Verhältnis ganz normaler
Menschen auf menschliche Weise ereignet und nicht in sensationellen
spirituellen Erlebnissen wie Engelserscheinungen und Götterbesuchen.
So kommen beide zur Vernunft.
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