3. Sonntag nach Epiphanias
Leitmotiv: Christus für alle Welt
Wochenspruch: „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“
Lukas 13,29



Donnerstag: Johannes 4,5-14

Dieser schlichte, äußerst unspektakuläre und zudem sogar zweideutige Tabubruch, den Jesus begeht, besitzt einen überaus hohen Symbolwert. Auch das ist also, wie wohl alles Außergewöhnliche im Johannesevangelium, eine Zeichenhandlung. Jesus interpretiert das Zeichen im anschließenden Gespräch mit der Samariterin andeutungsweise selbst: Es symbolisiert seine messianische Mission. Jesus ist der gottgesandte Durchbrecher aller Unmenschlichkeit, in welcher Gestalt sie sich auch demonstriert. Unmenschlich ist es, Personen ihres Geschlechts, ihrer Nationalität und ihres Glaubens wegen abzuwerten und auszugrenzen. Daraus ist der Samariterin die Not entstanden, die im Folgenden zur Sprache kommen wird. Das ist Entwürdigung. Man kann Entwürdigung als die Vorenthaltung menschlicher Bedürfnisse definieren. Das lebendige Wasser, das Jesus als der Durchbrecher in die Welt bringt, ist das lebendig machende Wasser. Wir leben auf, wenn wir die Würdigung unserer Bedürfnisse erfahren.

Das dogmatisch gesetzte Tabu, das in diesem Fall „Mit Frauen und Samaritern verkehrt man nicht“ lautet, verhindert die Würdigung elementarster Bedürfnisse; hier ist es die Stillung des physischen Durstes bei großer Hitze nach anstrengender Wanderung angesichts eines Brunnens und eines vollen Wassereimers. Es ist irrsinnig, wenn Jesus die Samariterin nicht anspricht, um ihr etwas zu trinken zu geben. Es ist eine menschliche Selbstverständlichkeit, darum zu bitten und der Bitte zu entsprechen. Aber das dogmatische Tabu verhindert menschlich Selbstverständliches. Es entzweit, wo durch schlichtes Geben und Nehmen Not behoben und Friede werden kann.

Der Dogmatismus ist das institutionalisierte Vorurteil. Es besteht kein Zweifel, dass dort das Anti-Messianische gründet, das Gegenteil der Quelle lebendigen Wassers: die giftige Quelle des Todes.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020