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Inhaltliche Zusammenfassung
Freude ist nicht die Abwesenheit von Leid, sondern die emotionale Wirkung innerer
Unabhängigkeit. Echte Freude stellt sich ein, wo echte Freiheit ist. Echte Freiheit
stellt sich ein, wenn ein Mensch dem Diktat von Angst und Sorge konsequent den Gehorsam
verweigert (Wochenspruch Phil 4,4f).
Das Kommen Gottes in die Welt ist die Freude der Erniedrigten, weil sie dadurch erhöht
werden. Maria, „Mutter Gottes“, symbolisiert und initiiert die Überwindung der scheinbar
wesensmäßigen Herrschaft des Mannes über die Frau. Gott kommt nicht anders als durch
eine Frau zur Welt. Das Mysterium der Jungfrauengeburt durchbricht das scheinbare
Schöpfungsprinzip, wonach die göttliche Schöpfungskraft männlich sei. Gott ist
nicht Mann noch Frau, sondern Geist (Evangelium Lk 1,45-55 sowie Lk 1,26-38).
Die Gottesbeziehung in der Freude innerer Unabhängigkeit ist ganz von Dankbarkeit bestimmt.
Wenn Angst und Sorge weichen, nimmt sie den Raum ein. Dankbarkeit entsteht durch Vertrauen,
lässt es wachsen und verbreitet ein Klima des Vertrauens. So kommt Gott und so wird Friede
(Phil 4,4-7).
Der Heilige Geist gibt uns zu erkennen, dass sich in der erfahrenen Menschenliebe die
Gottesliebe transzendiert. Weil Jesus die wahre Menschenliebe verkörpert, lässt der
Heilige Geist uns wissen, ist Jesus Gottes Sohn. In dieser Gewissheit liegt der tiefste
und stärkste Grund unserer Hoffnung an die Durchsetzungsfähigkeit der menschlichen Liebe
und damit die Hauptquelle unserer Freude. Weil Gott für uns ist, kommt sie zum Ziel
(2Kor 1,16-24).
Die Freude der Erfüllung des Evangeliums entsteht in einem Prozess des tastenden
Vertrauens, das sich allen schweren Infragestellungen und bitter enttäuschenden
Zurückweisungen zum Trotz seinen Weg zum Licht bahnt. Dieser Glaube ist arm: Er
hat nichts Fertiges, mit dem er angeben könnte, er braucht das tägliche Manna,
er geht tapfer unbekümmert weiter in steter Angewiesenheit, unter steter Bedrohung.
„Du bereitest vor mir einen Tisch - im Angesicht meiner Feinde“. In diesem Vertrauen
bahnt der Glaube dem Kommen Gottes den Weg, mehr ahnend als wissend, dass die
Verheißung sich erfüllt (Joh 1,19-23).
Der Weg des tastenden Vertrauens ist zugleich der Weg der schöpferischen Kraft.
Alle wahre Kunst entsteht auf diesem Weg wie auch aller echter Fortschritt in
der wissenschaftlichen Forschung: Intuitiv der Ahnung folgend wird der Menschlichkeit
Neuland erschlossen. Alle Kunst und alle Forschung hat darin ihren Sinn, die
Menschlichkeit zu fördern. Darum werden die Weisen „aus dem Morgenland“ unwiderstehlich
durch den Stern von Bethlehem angezogen und darum wandelt sich die Verkündigung
des Evangeliums, je näher Weihnachten rückt, mehr und mehr in Musik (Jes 52,7-10).
Vorschläge zur Vertiefung
- Worauf freuen Sie sich? Nehmen Sie diese Vor-Freude(n) ernst und meditieren Sie die
erfreulichen Vorstellungen davon im Kontext der Adventsfreude: Was bedeutet es für Sie
angesichts dieser Freude(n), dass Gott zu Ihnen kommt?
- Empfinden Sie auch Gefühle wie Ärger, Angst und Traurigkeit bei dem Gedanken, dass
Gott zu Ihnen kommt?
Stellen Sie sich diesen Gefühlen.
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