4. Advent
Leitmotiv: Die Freude über Gottes Ja
Wochenspruch: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ Philipper 4,4-5



Inhaltliche Zusammenfassung

Freude ist nicht die Abwesenheit von Leid, sondern die emotionale Wirkung innerer Unabhängigkeit. Echte Freude stellt sich ein, wo echte Freiheit ist. Echte Freiheit stellt sich ein, wenn ein Mensch dem Diktat von Angst und Sorge konsequent den Gehorsam verweigert (Wochenspruch Phil 4,4f).

Das Kommen Gottes in die Welt ist die Freude der Erniedrigten, weil sie dadurch erhöht werden. Maria, „Mutter Gottes“, symbolisiert und initiiert die Überwindung der scheinbar wesensmäßigen Herrschaft des Mannes über die Frau. Gott kommt nicht anders als durch eine Frau zur Welt. Das Mysterium der Jungfrauengeburt durchbricht das scheinbare Schöpfungsprinzip, wonach die göttliche Schöpfungskraft männlich sei. Gott ist nicht Mann noch Frau, sondern Geist (Evangelium Lk 1,45-55 sowie Lk 1,26-38).

Die Gottesbeziehung in der Freude innerer Unabhängigkeit ist ganz von Dankbarkeit bestimmt. Wenn Angst und Sorge weichen, nimmt sie den Raum ein. Dankbarkeit entsteht durch Vertrauen, lässt es wachsen und verbreitet ein Klima des Vertrauens. So kommt Gott und so wird Friede (Phil 4,4-7).

Der Heilige Geist gibt uns zu erkennen, dass sich in der erfahrenen Menschenliebe die Gottesliebe transzendiert. Weil Jesus die wahre Menschenliebe verkörpert, lässt der Heilige Geist uns wissen, ist Jesus Gottes Sohn. In dieser Gewissheit liegt der tiefste und stärkste Grund unserer Hoffnung an die Durchsetzungsfähigkeit der menschlichen Liebe und damit die Hauptquelle unserer Freude. Weil Gott für uns ist, kommt sie zum Ziel (2Kor 1,16-24).

Die Freude der Erfüllung des Evangeliums entsteht in einem Prozess des tastenden Vertrauens, das sich allen schweren Infragestellungen und bitter enttäuschenden Zurückweisungen zum Trotz seinen Weg zum Licht bahnt. Dieser Glaube ist arm: Er hat nichts Fertiges, mit dem er angeben könnte, er braucht das tägliche Manna, er geht tapfer unbekümmert weiter in steter Angewiesenheit, unter steter Bedrohung. „Du bereitest vor mir einen Tisch - im Angesicht meiner Feinde“. In diesem Vertrauen bahnt der Glaube dem Kommen Gottes den Weg, mehr ahnend als wissend, dass die Verheißung sich erfüllt (Joh 1,19-23).

Der Weg des tastenden Vertrauens ist zugleich der Weg der schöpferischen Kraft. Alle wahre Kunst entsteht auf diesem Weg wie auch aller echter Fortschritt in der wissenschaftlichen Forschung: Intuitiv der Ahnung folgend wird der Menschlichkeit Neuland erschlossen. Alle Kunst und alle Forschung hat darin ihren Sinn, die Menschlichkeit zu fördern. Darum werden die Weisen „aus dem Morgenland“ unwiderstehlich durch den Stern von Bethlehem angezogen und darum wandelt sich die Verkündigung des Evangeliums, je näher Weihnachten rückt, mehr und mehr in Musik (Jes 52,7-10).

Vorschläge zur Vertiefung
  • Worauf freuen Sie sich? Nehmen Sie diese Vor-Freude(n) ernst und meditieren Sie die erfreulichen Vorstellungen davon im Kontext der Adventsfreude: Was bedeutet es für Sie angesichts dieser Freude(n), dass Gott zu Ihnen kommt?
  • Empfinden Sie auch Gefühle wie Ärger, Angst und Traurigkeit bei dem Gedanken, dass Gott zu Ihnen kommt? Stellen Sie sich diesen Gefühlen.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 01.11.2020