1. Advent
Leitmotiv: Gott kommt zu uns
Wochenspruch: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.” Sacharja 9,9




Predigt
zum Text
Freitag: Hebräer 10,23-25

Für „Bekenntnis“ steht im Griechischen „Homología“, was wörtlich „übereinstimmende Aussage“ bedeutet. Das wahre Bekenntnis kommt aus der inneren Übereinstimmung. Die innere Übereinstimmung kommt aus dem zugleich ehrlichen wie friedlichen Umgang miteinander. Das Bekenntnis ist dann der Ausdruck der tatsächlich in der Gemeinde gelebten wahrhaftigen Gemeinschaft. Dementsprechend sind auch die Verben dieses Textes zu verstehen. Gemeint sind Verhaltensweisen der Verantwortung. Wahrhaftige Verantwortung ist immer konstruktiv, strebt nach Verständigung, sucht Übereinstimmung, wenn auch nicht um jeden Preis, denn Verständnis zu haben für selbstgerechte Unverantwortlichkeit ist nur dann sinnvoll, wenn der Selbstgerechte seine Rechthaberei aufgibt, ehrlich wird und bekennt, dass seine präsentierte Stärke tatsächlich Schwäche ist. Die Aufforderung, die „Versammlungen“ nicht zu verlassen, ergeht nicht vom Hirten an die Schäflein, die sich gehorsam fügen sollen, auch dort, wo unverantwortlich, unehrlich, ungerecht geleitet wird - in diesem Sinne ist der Satz zweifellos schon unendlich oft missbraucht worden. Sondern sie ergeht an alle mündigen Christen, die als Glieder der Gemeinde in Verantwortung stehen, und sie will nichts anderes, als diese Verantwortung auch wirklich für die Gemeinde zu übernehmen. Das „Ermahnen“, um das sie sich nicht drücken sollen, ist im Griechischen die „Paraklesis“, nämlich Trost und Ermutigung. Das kann auch ernste Ermahnung beinhalten, aber immer nur im parakletischen Sinn; selbst dort, wo es der Selbstgerechtigkeit wegen konfrontativ sein muss, zielt die Ausrichtung der Kritik auf Ermutigung, sonst ist sie nicht konstruktiv.

„Das um so mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht“. Dieser Tag ist für den Autor des Hebräerbriefs das sehr nahe bevorstehende Ende der Welt. Damit liegt er falsch. In den folgenden Versen droht er denen, die sich nicht ermahnen lassen wollen, mit den allerschrecklichsten Folgen - damit liegt er hoffentlich auch falsch. Während man für die Übertretung des mosaischen Gesetzes „nur“ den biologischen Tod erleiden musste, durch Steinigung etwa, kommt man nicht an der ewigen Verdammung vorbei, einer ungleich schlimmeren Strafe, wenn man Jesus Christus ablehnt. Solche unverhohlenen Drohungen sind alles andere als ermutigend. Diese Drohbotschaft lässt sich wohl kaum mit der Frohbotschaft in Übereinstimmung bringen.



E-Mail: info@isa-institut.de       Datum der letzten Änderung: 21.03.2018