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1. Advent
Leitmotiv: Gott kommt zu uns
Wochenspruch: „Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer.” Sacharja 9,9 |
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Donnerstag:
Lukas 1,67-79
Zacharias prophezeit, was kommen wird. Es scheint geradezu aus ihm herauszusprudeln.
Die zurückliegende Zeit des Stummseins hat ihn daran gehindert, irgendetwas anderes
zu sagen, und er scheint zu spüren, dass sich ihm die Zunge nur wieder gelöst hat, um von
nichts als dem zu künden, das Gott gesagt haben will. Und dennoch mischt sich Eigenes hinein,
als Färbung seines Sprechens, als deutlicher Akzent. Es ist die Stimme der Sehnsucht seines
Volkes zu seiner Zeit: Dass doch endlich die verhassten römischen Besatzer vertrieben werden
mögen, die Unterdrücker, die unreinen, ungläubigen Heiden. So ist sein Wort nur eine Stimme
des Chors, der damals schon den Kriegsgesang gegen die Römer pflegt und sich immer mehr in
Wut und Hass hineinwiegt. Hier schon, in diesen und solchen Worten, liegt der Keim des
Martyriums für Johannes und Jesus, denn die Herrschenden konnten ja gar nicht anders als
Derartiges mit großem Misstrauen zu betrachten und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Aber dann zwingt das Gewissen Zacharias, noch etwas ganz anderes zu sagen, und
dieses andere wird die Kernaussage seiner Prophetie: „Die herzliche Barmherzigkeit
Gottes wird unsere Füße auf den Weg des Friedens führen.“ Da leuchtet auf, was er
selbst wohl noch gar nicht fassen kann: Dass sein Gott kein Kriegsgott ist, sondern
der Gott des Friedens, der Gott des Trostes, der Vater der Barmherzigkeit.
Es wird sich zeigen, dass Israel lang brauchen wird, bis es endlich ganz auf den Weg
des Friedens eingeschwenkt sein wird, wie auch das Christentum, dem die
Friedensberufung doch sehr ausdrucksstark schon in die Wiege gelegt wurde:
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“. Solange sind wir schon
unterwegs und haben es immer noch nicht gelernt.
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